Ausstellung
Nebenerwerbs - Landwirtschaft
Um 1800 herum war Hofstetten-Flüh noch ein reines Bauerndorf. Im folgenden Jahrhundert hat sich dann die Bevölkerung mehr als verdoppelt. Dasführte dazu, dass mancher ein Handwerk erlernte, um die Ernährung seinerFamilie zu sichern. Er wurde Schreiner, Zimmermann, Maurer, Gipser, Dach-decker oder Metzger. Die meisten betrieben jedoch zusätzlich die bei den Erbteilungen erhaltenen Bauerngütlein weiter.
Der Mann arbeitete bei einem Gewerbebetrieb in der Umgebung und blieb nur zur Ernte oder für das Heuenzu Hause. Seine Frau besorgte in der übrigen Zeit mit den Kindern zusammendie Kuh, die Schafe oder die wenigen Ziegen, “Kühe des kleinen Mannes”.Typisch für diese Nebenerwerbslandwirtschaft ist der “Schnegg”, ein Wagen mitzwei Rädern und zwei Kufen ohne Lenkvorrichtung. Die erneuerte Ausstellungin der Kulturwerkstatt geht den Spuren dieser Entwicklung nach.
Ein Blick auf die ausgestellten Geräte
Die Ausstellung zeigt Geräte und Maschinen aus der Landwirtschaft
des 19. und 20. Jahrhunderts. Die ältesten Stücke, einfache Rechen und Gabeln, bestehen meist aus Holz. Eisen war teuer, weil das Erz noch weitgehend mit Holzkohle verhüttet wurde. Stein- und Braunkohle erbrachten wegen des darin enthaltenen Schwefels anfangs nur brüchiges Metall.
In Flüh lebte im 19.Jahrundert ein Rechenmacher, der offenbar auch andere landwirtschaftliche Geräte herstellte. Sie konnten leicht durch die Bauern selbst repariert werden. So liessen sich die defekten Zinken beim grossen Zugrechen durch zugeschnittene Äste ersetzen. Bei Hacken, Sicheln und Sensen musste allerdings wegen der stärkeren Belastung auf Eisen zurückgegriffen werden.
Noch 1884 bestand in Hofstetten – Flüh nach einem Bericht des Regierungsrates die Dreifelderwirtschaft, die da und dort jedoch bereits in Auflösung begriffen war. Der 1844 freudig in Basel begrüsste erste Zug der Elsässerbahn zeigte rasch die Kehrseite der Entwicklung. Nun konnte billiges Getreide aus den russischen Ebenen und aus Nordamerika herantransportiert werden. Die hiesigen Bauern waren der Konkurrenz nicht gewachsen. So begannen sie, die auf Getreidebau ausgerichtete Dreifelderwirtschaft durch die Fruchtwechselwirtschaft zu ersetzen, welche die Milchwirtschaft ermöglichte. Diese brachte mit Milch, Butter und Käse Produkte hervor, die sich nicht wie Getreide beliebig weit transportieren liessen. So lagen die hiesigen Bauern besser in der Konkurrenz (Entfernungsschutz).
Im 19.Jahrhundert konnte die Gemeindeversammlung anfangs noch Eheschliessungen verbieten, falls ein Brautpaar eine zu schmale wirtschaftliche Basis, also keinen, für eine Familie genügenden Bauernhof besass. Die zölibatären Geschwister blieben normalerweise als Knechte und Mägde auf dem Hofe des verheirateten Bruders.
1888 erreichte die Birsigthalbahn den Gemeindeteil Flüh. Damit konnten die Unverheirateten in der seit 1820 in Basel aufkeimenden Industrie Arbeit finden, sich verheiraten und sich in den billigen Vororten wie etwa Binningen niederlassen. Der Hof des Bruders in Hofstetten
verlor damit seine Arbeitskräfte. Um die Arbeit trotzdem bewältigen zu können, musste er Maschinen beschaffen. Damit erschien in der Gemeinde eine Reihe von Geräten, die heute den Grossteil der Ausstellung bilden:
Verschiedene Rübenschneider, die Mähmaschine, die Heu- und Strohschneider, die Haferquetsche, der Gabelwender, die Dreschmaschine und der Maschinenrechen.
Eine spezielle und sehr seltene Antriebsmaschine ist der Göpel, der erste Motor in der Landwirtschaft. Das eindrückliche Räderwerk war auf dem Vorplatz des Hofes Schwyzer in Hofstetten eingegraben. Ein Pferd oder ein Ochse trieben mit ihren Runden das grosse Rad an. Die Bewegung wurde mit einer Achse auf die Dreschmaschine übertragen und brachten sie zum Laufen. Später ersetzten Elektromotoren diese Göpel, von denen es in Hofstetten und Flüh etwa sechs gab. Der ehemalige Chef des technischen Dienstes der Gemeinde, Martin Gschwind, rettete die jetzt ausgestellte Maschine seinerzeit vor der Verschrottung.
Mit dem Aufkommen der Dreschmaschinen verschwand eine andere Erscheinung. Wenn der Winter im Dorf eingezogen war, hörte man wochenlang aus allen Scheunen den Takt der Dreschflegel. Frauen und Männer liessen sie auf die in der Tenne ausgebreiteten Garben fallen, um so die Kernen aus den Ähren zu schlagen. Nachdem das Stroh geschüttelt und weggebracht worden war, schaufelte man die am Boden zurückgebliebenen Kernen und den Güsel in kleinen Mengen in den Worfelkorb und warf sie damit in den Wind. Dieser blies Güsel und Strohteile weg, während die schweren Körner in den Korb zurückfielen. Bald standen Säcke in der Tenne bereit, um in die beiden Mühlen nach Flüh gefahren zu werden. Hans Bühler